Inside-Outside!
Ein neues Gebäude für das „Haus der Jugend“ muss zwei, fast gegensätzliche Charakterzüge aufweisen. Das Jugendhaus muss einerseits eine offene, durchlässige und großartige Wirkung in die Stadt hinein erzielen. Ein Haus, das für alle Jugendlichen da ist, mit dem sie sich identifizieren und auf das sie alle stolz sind. Auf der anderen Seite muss ein Jugendhaus nach innen unterschiedlichsten Gruppen ganz eigene Nischen, Freiräume, Rückzugsmöglichkeiten und Schutz bieten.
Ein Spiel aus offenen, transparenten, aber auch geschlossenen Fassaden reagiert auf die  jeweilige Nachbarschaft im Norden, Süden, Westen und Osten.
Den Kontext lesen!
Als ein neues Stück selbstbewusster Architektur komplettiert das Haus das Ensemble des Bildungscampus in der Südstadt. Städtebaulich setzt es der Römerstraße, wie auch dem nördlich gelegenen Parkplatz notwendige Raumkanten. Gleichzeitig eröffnet der Baukörper nach Osten einen weiten, zentralen Freibereich. Gerade in den Abendstunden beleuchten die Sporthalle des Helmholtz Gymnasiums und das neue Jugendhaus mit ihren offenen, einsehbaren Fassaden den öffentlichen Raum.
Zusammen mit der Sporthalle der Pestalozzi Schule im Norden geben sie dem bisherigen Transitraum der ehemaligen Bahnlinie und dem aktuellen Fahrrad- und Fußgängerweg Halt. Aus zwei ehemaligen Rückseiten wird ein zentraler Freiraumbereich, ein neuer wichtiger Treffpunkt.
Grüner Campus!
Die Häufung mehrerer Schulen, Sporteinrichtungen und dem Jugendhaus an einem Ort muss als räumlich eng vernetzte Bildungslandschaft gelesen werden. Ein „Bildungscampus“, der erst mit dem Neubau des Jugendhauses seinen notwendigen, zentralen und verbindenden Freiraum, seinen „Campus“ erhält.Â
Dieser Campus bietet sowohl aktive als auch kontemplative Angebote für Kinder und Jugendliche. Eine großzügige Rasenfläche ist in vielerlei Hinsicht nutzbar, multitalentiert.
Einige prägende alte Bäume werden sowohl in der Umgebung als auch durch hofartige Aussparungen in den Neubau integriert. Eine Mauer schirmt den nach Süden angrenzenden Gartenbereich nach Westen und nach Süden ab. Verschiedene Terrassenbereiche, in Teilen nach Außen abgeschirmt, ermöglichen Nischen/Slots für unterschiedliche Gruppen.Â
Der Entwurf entspricht dem Wunsch nach mehreren Zu- und Eingängen für das Jugendhaus.
Ein Eingangsbereich orientiert sich dabei nach Norden zur Römerstraße und dem bestehenden Parkplatz.Â
Während sich der große Multiraum mit seinem Hof zum „Gartenbereich“ nach Süden öffnet, orientiert sich der Tanzraum nach Osten.Â
Von zentraler Bedeutung ist das intergenerationelle Café. Der Entwurf verankert das Café am Schnittpunkt der relevanten Ost-West- und Nord-Süd-Verbindungen. Mit seiner vorgelagerten Außenfläche orientiert sich das Café zum grünen Campus. Das Café ist somit nicht nur funktional, sondern auch räumlich die wichtigste Adresse und Anlaufstelle des Jugendhauses. Die Freitreppe, die die Terrasse im Obergeschoss erschließt, unterstreicht die Bedeutung des Cafés. Die Treppe ist Bühne und Tribüne zugleich und schafft ein “cooles“ Angebot zum „Chillen“ und „Abhängen“.Â
Freiraum und Zentralität
Der grüne Campus-Platzvernetzt das Haus der Jugend mit den angrenzenden Sport- und Bildungseinrichtungen. Er bündelt und verteilt Fuß-und Radwegeverbindungen aus allen Himmelsrichtungen. Gleichzeitig ist er ein öffentlicher Aufenthaltsbereich für alle Altersstufen. Der Campus integriert die Ökologische Forschungsstation, einen Bolzplatz sowie den vorhandenen Baumbestand. Eine großzügige Platzfläche stellt den zentralen Treffpunkt dar. Umfangreiche Rasenflächen bieten multitalentierten Raum für unterschiedlichste Aktivitäten. Darüber hinaus unterstreichen zahlreiche Baumneupflanzungen die stadtökologische Wirksamkeit des Ortes.
Freiraum und ErschließungÂ
Neben der bedeutenden Radwegeverbindung, die entlang der alten Bahnlinie den neuen Campus diagonal schneidet, sind vor allem die Nord-Süd und Ost-West-Verbindungen für Fußgänger wichtig. Der Campus erstreckt sich in Ost-West-Richtung und bindet die Wege zur Römer- und Rohrbacherstraße an. Erschlossen werden damit nicht nur die umliegenden Parkplätze, sondern auch die Haltestellen des ÖPNVs.Â
Die zentrale Erschließungsachse der Bildungslandschaft zwischen Julius-Springer und Pestalozzi-Schule könnte zukünftig den Bahnsteig des S-Bahnhofes direkt anbinden. Die Franz-Marc-Straße ist der zentrale Erschließungsweg der Südstadt. Diese beiden Nord-Süd-Achsen werden mit Baumreihen akzentuiert.
Freiraum und Struktur Â
Der sog. „Läugerplan“ ist der städtebauliche Strukturplan, dessen  Baufelderstruktur für die Südstadt grundlegend war. Läuger zeichnete in den1920er Jahren eine Abfolge von Freiräume, die ruhige, öffentliche Aufenthaltsbereiche zwischen den beiden Hauptstraßen Römer- und Rohrbacher Straße schaffen. Der Gleisbogen „störte“ dieses System. Mit der Aufgabe des Güterbahnhofes und dem Wegfall der Bahnlinie muss heute, gerade im Zusammenhang mit dem Neubau des Jugendhauses über die positive Veränderung der alten Störung nachgedacht werden. Dabei ist aber auch die „Störung“ selbst schon längst stadtbildprägend und Teil der historischen Spuren.Â