ERLÄUTERUNGSBERICHT
Die Leitidee des Entwurfs Czernyterrassen orientiert sich an den städtebaulichen Prinzipien und räumlichen Beziehungslinien des städtebaulichen Entwurfs zur Bahnstadt von Trojan und Trojan.
Dabei standen für die Entwicklung des Quartiers die Kriterien einer guten Orientierung, einem engmaschigen Wegenetz für Fußgänger*innen, attraktiven Platzfolgen sowie die städtebauliche Körnung der Baufelder und ihrer Bauvolumen im Vordergrund.
Der Titel Czernyterrassen steht nicht nur für das Quartier und seine Architektur, sondern vor allem auch für die zentral angelegte Diagonale, deren terrassenartige Topografie ein sprichwörtliches „Eintauchen“ in das Zentrum des neuen Stadtteils für alle Menschen erlebbar macht. Schon von einem kleinen Eingangsplatz an der Montpellierbrücke sieht man den Wasserturm als wichtigen point de vue der Heidelberger Bahnstadt.
Â
Â
Die Diagonale und die Wohnungsbauten der Czernyterrassen werden von einem skulptural angelegten Bürogebäude vom Verkehr des Czernyrings abgeschirmt. Umgeben von insgesamt fünf wohl proportionierten Stadtbausteinen entsteht ein ruhiger, städtischer und grüner „Innenraum“ mit hoher Aufenthaltsqualität für unterschiedlichste Menschen. In unmittelbarer Nähe zum Hauptbahnhof, dem Europa-Platz und dem Konferenzzentrum treffen sich Arbeitende, Besucher*innen, Durchreisende und Bewohner*innen.
Zwischen dem Wasserturm, einem der wenigen historischen Zeitzeugen und einem neuen schlanken Office-Tower entsteht ein räumliches Spannungsfeld, das die zentralen Orte des Konferenzzentrums und des Europaplatzes miteinschließt und dem Quartier Czernyterrassen eine prominente Adresse verschafft.Â
Um einem sterilen, künstlichen Büroquartier vorzubeugen arbeitet der Entwurf nach dem Konzept der architektonischen Diversität. Dabei entstehen auf der Basis struktureller Verwandtschaften fünf differenzierte Bausteine, die nicht nur einen hohen Identifikationswert für alle Nutzer*innen ausstrahlen, sondern jeweils mit Situationsgefühl auf kontextuelle Bezüge im Quartier eingehen. Während der Office-Tower, ein Kopfbau an der Montpellierbrücke sowie der Durchgang zum Czernyring das städtebauliche Rückgrat des Quartiers (Baustein A) strukturieren und erkennbare Büroadressen schaffen, macht ein Solitär mit elegantem Fassaden“kleid“ den Auftakt (Baustein E) an der Bahnlinie. Gefolgt von drei weiteren Stadtbausteinen, die in vertikaler Trennung Wohnen und Arbeiten verbinden. Dabei bilden die Bürobereiche im Norden des Quartiers den baulichen Schallschutz für die Wohnbereiche im „Innern“.Â
Die Stadtbausteine werden mit drei „Querstraßen“ voneinander getrennt. Mit der Anzahl der einzelnen Gebäude, der Lage ihrer Eingänge und Treppenhäuser entlang der umgebenden Straßen und Wege ist eine flexible und kleinteilige Realteilbarkeit denkbar.
Neben drei thematisch und räumlich unterschiedlich gestalteten grünen Höfen ist die autofreie Diagonale das prominente Element des öffentlichen Freiraums. Blumenwiese, Spielwiese und Grasland, drei Terrassen zonieren die Passage und bieten differenzierte Aufenthaltsflächen in geschützter Lage. Kleine Auftaktplätze verankern die Diagonale stadträumlich am Czernyring und an der Montpellierbrücke. Eine intensive Fassadenbegrünung, vor allem an den Südseiten der Wohnungsbauten sorgen für ein angenehmes frisches Klima. Loggien, Balkone und Terrassen der Wohnhäuser beleben zusätzlich diesen urbanen Innenraum.
Â
Das Quartier ist insgesamt autofrei. Eine Tiefgarage, die einerseits alle Bausteine bedient, aber in ihrer Gesamtausdehnung auf ein notwendiges Minimum reduziert wird, ermöglicht die Begrünung der Innenhöfe in den Bausteinen B-E, wie auch der querliegenden Erschließungswege (wie z.B. die Römerstraße) mit tiefwurzelnden Bäumen. Darüber hinaus schaffen die Höfe ohne Unterkellerung Möglichkeiten für die Regenwasserretention vor Ort. Die Einfahrt zur Tiefgarage erfolgt über die „kleine Bahnrandstraße“ im Bauteil C. Zusätzliche Angebote wie Car-Sharing, Fahrradstellplätze, auch für e-Bikes und Lastenräder werden dezentral vorgesehen. Von besonderer Bedeutung für das zukünftige Mobilitätskonzept ist die ausreichend gute fußläufige Vernetzung zu den Mobilitätsangeboten des ÖPNVs rings um das Quartier.
In der weiteren Entwicklung muss dem Raum unter der Brücke eine ganz besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden. Mit der, für den oben liegenden Stadttraum sinnvollen Überdeckelung des sechs-Meter-Abstandes beidseits der Brücke, dem Unterflieger Czernyring und der Bahn entsteht eine urbane Abseite deren Qualitäten durch eine besondere Nutzung, die genau aus solchen Orten entwachsen ist, in eine positive Situation transformiert werden kann. Die Bahngleise mit den Zügen, der kathedralenartige Raum unter der Brücke mit Skatepark und junger urbaner Kunst, kann für die Stadt Heidelberg ein besonderer Ort der Hip-Hop-Kultur werden. Ausbildungs- und Studiomöglichkeiten für Rap (MCing), DJing, Breakdance, Graffiti-Writing, Beatboxing und Skaten und vielleicht auch das Hip-Hop-Archiv finden im Untergeschoss des Bausteins E ihre zentrale Adresse, die das Interesse eines internationalen Publikums weckt.