Porto. Stadt und Hafen, Thorsten Erl, Schriftenreihe Städtebau-Institut Universität Stuttgart, 2012

Porto. Stadt und Hafen, vom klerikalen Nukleus zur offenen Stadtlandschaft

Porto’, auf Deutsch schlicht der ‚Hafen’, ist die zweitgrößte Stadt Portugals. Im Verlauf des 19. Jahrhunderts sorgte der Export von Portwein für wirtschaftlichen Erfolg und dynamisches Stadtwachstum. Die geomorphologische Lage gab der Stadt Porto ihren Namen. Die Stadt gab den Namen ihrem bekanntesten Exportgut weiter. In der derzeitigen Globalisierungsphase steht der Name Porto für eine Metropolregion, der Área Metropolitana do Porto, die im Wettstreit der Standorte konkurrenzfähig und attraktiv bleiben will. Für die Metropolregion Porto und deren Identität kann die vorliegende historische Betrachtung der Stadtentwicklung im stadt- und landschaftsräumlichen Gesamtkontext im Allgemeinen und der Entwicklung des Hafens im Besonderen neue Denkanstöße geben. Wie beeinflusste der Neubau des Hafens das stadtstrukturelle und stadträumliche Geflecht der heutigen Stadtlandschaft Portos? Welche Potenziale und welche Probleme ergeben sich aus den allgemeinen Veränderungen der Elemente der technischen Infrastruktur für die Stadtregion von Porto?

‚Porto’, auf Deutsch schlicht der ‚Hafen’, ist die zweitgrößte Stadt Portugals und Zentrum der gleichnamigen Stadtregion mit ca. 1,7 Millionen Einwohnern im Norden des Landes. Der Entwicklungsschub in Porto und der wirtschaftliche Erfolg im Verlauf des 19. Jahrhunderts waren vor allem durch den Export von Portwein getragen.

Der Fluss Douro gibt eine extreme Topographie vor. Der ehemalige Hafen in der sicheren Lage im tief eingeschnittenen Tal des Flusses, unmittelbar an der Atlantikmündung gelegen, war Ausgangspunkt für weltweiten Handel und Austausch. War diese geschützte Lage zu Anfang ein Standortvorteil für die Stadt, so erwiesen sich der Fluss und mit ihm die Mündungseinfahrt schließlich als großes Hindernis bei der notwendigen Expansion des Hafens im 19. Jahrhundert. Mit dem Bau des neuen Schutzhafens in Matosinhos (von 1884 bis 1892) wurde die bereits existierende Symbiose zwischen Porto und Vila Nova de Gaia auf eine weitere Kommune ausgedehnt. Diese drei Städte zusammen bilden heute den Kern eines wirtschaftlich starken Ballungsraums im Norden Portugals. Die geomorphologische Lage gab der Stadt Porto ihren Namen. Die Stadt wiederum gab den Namen ihrem bekanntesten Exportgut weiter, dem Portwein (Vinho do Porto). In der derzeitigen Globalisierungsphase steht der Name Porto für eine Metropolregion, der Área Metropolitana do Porto (A.M.P.), die im Wettstreit der Standorte konkurrenzfähig bleiben will.

Für die Metropolregion Porto und deren Identität kann eine fundierte historische Betrachtung der Stadtentwicklung im stadt- und landschaftsräumlichen Gesamtkontext im Allgemeinen und der Entwicklung des Hafens im Besonderen neue Denkanstöße geben. In diesem Zusammenhang ergeben sich für diese Arbeit folgende Fragestellungen:

Welche Auswirkungen hatte die jahrzehntelange Unentschlossenheit im Umgang mit der Erweiterung des Hafens und die damit verbundene Verzögerung des Ausbaus der Infrastruktur auf die künftige Stadtentwicklung? Wie beeinflusste der Neubau des Hafens in Matosinhos das stadtstrukturelle und stadträumliche Geflecht der heutigen Stadtlandschaft Portos? Welche Potenziale und welche Probleme ergeben sich aus den allgemeinen Veränderungen der Elemente der technischen Infrastruktur für die Stadtregion Portos?

Das primäre Interesse dieser Arbeit besteht in der Aufarbeitung der Stadtplanungsgeschichte Portos in Abhängigkeit von der Entwicklung des Hafens. Vor dem Hintergrund der allgemeinen Veränderungen der technischen Infrastrukturelemente werden die damit einhergehenden Veränderungen der räumlichen Bezüge in der Stadt auf ihre Potenziale und Probleme hin untersucht. Integraler Ansatz der Dissertation ist die Zusammenführung von historischen, ökonomischen und planerischen Aspekten aller drei beteiligten Kommunen. Die Arbeit soll in diesem ganzheitlichen Sinne einen Beitrag zur gegenwärtigen Diskussion über die Chancen und Konflikte der Área Metropolitana do Porto leisten.

Die strukturellen Untersuchungen von B.S.Hoyle und Han Meyer zur Stadt-Hafen-Beziehung bilden den Hintergrund der Dissertation, die in sieben Kapitel gegliedert ist.

Unter dem Titel ‚Ort und Topographie’ werden die prägenden Eigenschaften des Ortes zu Beginn der Arbeit dargestellt. Das zweite Kapitel ‚Ursprünge der Stadt’ geht auf die ersten Siedlungsspuren und die römischen Einflüsse in der Region ein. Das dritte Kapitel bearbeitet die ‚Überwindung der mittelalterlichen Stadt’ von 1750 bis 1850. Im vierten Kapitel ‚Ära der Infrastrukturen’ wird Stadterweiterung und Stadtumbau vor allem vor dem Hintergrund technischer Innovationen jener Zeit betrachtet. Das fünfte Kapitel ‚Ära der Planungen’ untersucht die Auswirkungen der unterschiedlichsten Planungen von 1930 bis hinein in die 1960er Jahre, die die Stadt bis heute prägen. Im sechsten Kapitel widmet sich die Arbeit den Auswirkungen der Nelkenrevolution von 1974. Im letzten Kapitel analysiert die Arbeit die Transformationen der alten Hafenanlagen bzw. der Waterfront beiderseits des Douros und entlang des Atlantiks bis nach Leça de Palmeira.

Die Ende der neunziger Jahre begonnene Transformation der alten, brachliegenden Hafenanlagen entlang des Flusses und die damit einhergehende Aufarbeitung des kulturellen Erbes und der Stadtbaugeschichte schaffen unter den Kommunen Gemeinsamkeiten, die die Herausbildung einer regionalen Identität fördern. Die Stadt-Hafen-Beziehung und deren Wandel über die Jahrhunderte hinweg beeinflusste entscheidend die Stadtentwicklung Portos. Vor allem in der Gestaltung der frei gebliebenen Flächen in den kommunalen Grenzbereichen liegt die große Chance, der Stadt-Agglomeration ein neues Gesicht und eine Identität zu geben.

Ein wesentliches Problem ist nach wie vor die fehlende Kommunikation und gemeinsame Abstimmung planerischer Ziele. Gerade in den angrenzenden Stadtbereichen der einzelnen Kommunen wäre eine intensivere Zusammenarbeit im Hinblick auf räumlich-funktionale Konzeptionen notwendig. Voraussetzung hierfür wäre die Zusammenführung der Flächennutzungsplänen (Plano Director Municipal) der einzelnen Städte mit synergetischer Zielsetzung. Die Hafengesellschaft APDL, deren Zuständigkeit beide Seiten des Douros und, die Waterfront entlang des Atlantiks umfasst, kann zusammen mit der Metropolregion Porto als kommunalübergreifende Instanz dazu beitragen, ‚Kirchturmdenken’ abzubauen, neue Entwicklungen zu moderieren und die Chancen gemeinsamen Handelns zu fördern.